Verloren im Wald: Die unbekannte Geschichte des Kanals am Mittelpunkt der Welt
Und hier sah die Weltmacht der Holländer nach dem Dreissigjährigen Krieg einen sicheren Weg ins Mittelmeer, der einen weiten Bogen um das katholische Spanien machte und mehr oder weniger sicheren protestantischen Gebieten folgte. Ironischerweise hätte die Verbindung im Aargau auf der Aare genau unter der Habsburg durchgeführt, Stammschloss der Habsburger, die damals in Spanien herrschten.
Allerdings wurde die Kanalverbindung zwischen dem Genfer- und dem Neuenburgersee nie fertig. Für die letzten 40 Schleusen des Canal d’Entreroches, des «Kanals zwischen den Felsen», fand sich keine Finanzierung, obwohl der Kanal die Wasserscheide und damit den «Mittelpunkt der Welt» bereits überschritten hatte. Und ob es denn funktioniert hätte mit der Verbindung ans Mittelmeer, ist nicht klar. Denn südwestlich von Genf fliesst die Rhone teilweise sehr schnell und an einer Stelle, die mittlerweile in einem Stausee verschwunden ist, sogar unterirdisch. Dort musste die Fracht der getreidelten Lastkähne jeweils auf Karren verladen werden. Eine Verbindung zwischen Mittelmeer und Nordsee gab es erst 1833 mit dem Rhein-Rhone-Kanal, der nördlich des Juras durch die Burgunder Pforte verläuft und noch immer vor allem für die Sportschifffahrt genutzt wird. Geblieben vom Canal d’Entreroches ist im Waadtland ein etwa fünf Kilometer langer Abschnitt, zum Teil kaum sichtbar, dann wieder als eindrücklicher, ausgemauerter, tiefer Einschnitt im Wald, hier am vergessenen Mittelpunkt der Welt.
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