Ein kritischer Blick auf die Kohle in Uganda: Holzkohle hat in den letzten 20 Jahren in vielen afrikanischen Ländern Brennholz ersetzt. Das ist gegenüber früher ein Fortschritt, der allerdings auch Probleme bringt. Zwar sind Kohleöfen viel effizienter, Holzkohle ist leichter zu transportieren, und die Holzkohlewirtschaft generiert lokal sehr viel Arbeit und einen bescheidenen Wohlstand. Doch die Luft in den Wohnungen und Häusern ist oft schlecht, und noch immer werden viele Bäume geschlagen, um daraus Holzkohle herzustellen.
Noch vor 20 Jahren warben die Hilfswerke mit Fotos von Frauen, die täglich Dutzende Kilometer unterwegs waren, um Brennholz zu sammeln. Diese Zeiten sind vorbei. Stattdessen verbrennen sie heute Holzkohle in mittlerweile sehr billigen und relativ effizienten Kohleherden. Selbst in grossen Städten wird systematisch mit Holzkohle gekocht. Die Vorteile sind dieselben, die schon vor Hunderten von Jahren die Köhlerei im Entlebuch begründeten: Holzkohle ist leicht zu transportieren und erzeugt eine grosse, leicht zu kontrollierende Hitze. Holzkohle ist in Afrika viel billiger als Kerosin, Propangas oder gar die unzuverlässige Elektrizität. Zudem wird sie im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen lokal hergestellt. Holzkohle generiert so über viele Einzelschritte eine sehr grosse lokale Wertschöpfung.
Die Nachteile sind aber ähnlich gross wie die Vorteile. Der Holzkohleboom fördert die Entwaldung, die Luft in den Häusern ist schlecht bis giftig. Und doch ist der Schritt zur Holzkohle gegenüber der noch in den 1990er-Jahren vorherrschenden Brennholzwirtschaft ein Fortschritt: Die Kohle hat Arbeitsplätze und kleinen Wohlstand geschaffen. Zudem wird gegenüber den Holzfeuerstellen von früher in den modernen Kohleherden pro Mahlzeit weniger Holz verbraucht, und Köhler sind eher an nachhaltiger Waldbewirtschaftung interessiert als einfache Holzsammler. Die Holzkohle spart aber auch vielen Mädchen und Frauen sehr viel Zeit, die sie nun in der Schule oder mit produktiveren Tätigkeiten verbringen als mit Holzsammeln. Entwicklung geht mit kleinen Schritten – und nicht immer mit jenen, die man im reichen Europa für die besten hält.