Sechs Stunden ohne Strom
Gestern Sonntag fiel in einem Teil des Oberaargaus der Strom aus, je nach Wohnort für vier bis sechs Stunden. Ein Dorf im Stillstand und Informationsnotstand.
Gestern Sonntag fiel in einem Teil des Oberaargaus der Strom aus, je nach Wohnort für vier bis sechs Stunden. Ein Dorf im Stillstand und Informationsnotstand.
Der Strom fiel kurz vor halb eins am Mittag aus. Was danach folgte: die grosse Stille im Dorf. Die Kommunikation bei Stromausfällen sollte dringend verbessert werden.
Ich lebe und arbeite im beschaulichen Aarwangen, neben Langenthal, bekannt für seine angeblich gotthardmässig verstopfte Hauptstrasse und ein Umfahrungsprojekt durch ein Naturschutzgebiet. Beschaulich und gut schweizerisch. Auch als gestern der Strom ausfiel.
Das Regionalbähnchen fiel ins Schritttempo, weil sämtliche Signalanlagen ausgefallen waren, der einzige Laden, der auch am Sonntag offen hat, war plötzlich geschlossen, im «Wilden Mann» die Kasse plötzlich zahm und Bargeld wieder gefragt. Doch woher nehmen? Der Dorfbancomat war auch ausgefallen, der Chef achselzuckend: «Ach, wir kennen uns ja. Bezahlen Sie nächste Woche.» In der Dorf-Facebook-Gruppe häuften sich die Meldungen, wo überall der Strom ausgefallen war und es gab gute Ratschläge zum Umgang mit dem Tiefkühltruheninhalt.
Und ich nutzte die stromlose Zeit, um wieder mal Wohnung und Büro zu putzen: Der Lappen braucht keinen Strom. Für eine Minute kehrte der Strom nach vier, endgültig dann nach sechs Stunden zurück. Die erste Erkenntnis: Ein Stromausfall lässt sich überleben, notfalls im Nachbarort, der über Strom verfügt.
Die zweite: Strombezügerinnen und -bezüger in den Dörfern werden schlecht oder gar nicht informiert. So schlug die Notfall-App Alertswiss erst rund vierzig Minuten nach dem Ausfall an und warnte vor der Benützung von Liften. Dankeschön. Auf der Gemeindewebsite fand sich keine Information – Sonntag – und via Nachrichtenagentur verbreitete die Energieversorgerin BKW, die Störung habe von 12.21 bis 13.18 Uhr gedauert. Meine Waschmaschine konnte das nicht bestätigen.
Erst kurz nach 18 Uhr drehte sich die Trommel wieder, sprang das Licht an, bootete das Modem und bahnte sich das Bipperlisi von Signalanlagen geschützt wieder den Weg zum Hauptort Langenthal. Fazit: Zum Glück sind Mensch und Verkehr am Sonntag entspannter, nur wenige Geschäfte offen. Sichtbar wurde jedoch die Struktur der Energieversorgung mit vielen Akteuren und zahlreichen Lücken in der Informationskette, die geschlossen werden müssen – denn Ausfälle werden in den nächsten Jahren beispielsweise wegen Unwettern wohl häufiger auftreten.
Bruno Habegger ist Leiter von energie inside.
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