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SideEffects / Adobe Stock
Digitalisierung

Digitale Zwillinge: Üben am digitalen Objekt

Digitale Zwillinge: Üben am digitalen Objekt. Das Metaverse soll dereinst das neue Internet werden. Das will Mark Zuckerberg. Teile davon lassen sich bereits heute mit einem grossen Nutzen einsetzen. Digitale Zwillinge beispielsweise.

Wenn Mark Zuckerberg vom Metaverse spricht, dann denkt er vor allem an eine neue digitale Erlebniswelt für mehr Gewinne in seine Taschen – denn sein Facebook ist nicht mehr so gefragt wie früher. Was das Metaverse ist und was es dereinst für einen Zweck erfüllen soll, darüber streiten sich die Geister.

Einfach gesagt: Im Metaverse verbinden sich verschiedene, bisher getrennte Dinge miteinander in einem neuen, digitalen, beinahe unendlichen Raum. Aus Live-Konzerten werden Live-Streamings von der Metaverse-Bühne in die Virtuelle-Realität-Brille («VR-Headset»), aus Online-Shops real wirkende digitale Abbilder eines Ladens, aus Sitzungszimmer-Meetings virtuelle mit Teilnehmern verbunden mit dem Metaverse, unabhängig von ihrem echten Standort. Das Metaverse für jedermann als Teil eines neuen Internets (man nennt es oft auch Web 3.0) ist noch ein sogenannter Zukunftstrend. Doch bereits heute gibt es reale und sinnstiftende Anwendungen.

Digitale Zwillinge: Üben am digitalen Objekt

Einer der vielversprechendsten Vorläufer eines künftigen umspannenden Metaverse ist der digitale Zwilling. Darunter versteht man die exakte Nachbildung eines Objekts, eines Prozesses oder eines Systems aus der analogen Welt. Nicht nur Form und Farbe werden nachgebildet, sondern auch Funktionen und Verhalten. Dazu werden reale Sensorendaten verwendet. Digitale Zwillinge («Digital Twins») sind bereits eine alte Idee, doch erst jetzt stehen die Tools dazu zur Verfügung.

Die Zürcher Firma SideEffects (sideeffects.ch) bietet Technologien für digitale Zwillinge an: beliebige Geräte, Roboter und Anlagen in 3D, erkundbar im digitalen Raum beispielsweise mit der VR-Brille, als stünde man vor der echten Maschine, die sich verhält wie die echte, mit der man beliebige Simulationen durchführen kann. Gefahrlos. Was man von Manipulationen an einer Starkstromleitung nicht behaupten kann.Im Rahmen eines Informationsanlasses in Zürich sagte René Krebs, CEO des Start-ups: «Virtuelle Trainingsräume für die Ausbildung von Fachleuten in der Energiebranche sind eine der vielen sinnstiftenden Anwendungen.» Praktische Übungsplätze seien in relativ kurzer Zeit gebaut. Netzbetreiber könnten eigene Schulungen umsetzen. Gemeinsam mit SideEffects und dem Beratungsunternehmen Energie Network Services (enservices.ch) entwickelt derzeit die digitale Schwesterpublikation dieses Magazins, energieinside.ch, eine virtuelle 3-D-Sicherheits-Training-Academy. 

Neue Anwendungen

Digitale Zwillinge werden schon jetzt vielerorts eingesetzt, auch in Schweizer Unternehmen. Knapp die Hälfte der Befragten sind es in einer Studie von 2022.

Der Zwilling unterstützt bei der vorausschauenden Wartung, bei Schulungen oder bei Simulationen. In der Produktentwicklung beispielsweise lässt sich ein digitaler Zwilling bauen, etwa um Produktionsmaschinen zu entwickeln oder seine Eigenschaften zu erforschen. Mit Nachbildungen einer Stadt könnte ein optimales Verkehrssystem entwickelt werden, oder die CO₂-Emissionen liessen sich reduzieren. Laut Studien um 50 Prozent und mehr.

«Die Entwicklung nimmt an Fahrt auf», sagt René Krebs. «KI-Systeme werden besser, Sensoren günstiger, und die Komplexität der physischen Welt lässt sich immer besser digital nachbauen.» Die digitalen Zwillinge sind somit die echte Metaverse-Revolution. Sie machen unsere fühlbare Welt besser.

Zur Studie