Der elektrische Traktor
Sepp Knüsels neuster Traktor funktioniert mit Strom vom Scheunendach.
Sepp Knüsels neuster Traktor funktioniert mit Strom vom Scheunendach.
Die Rigitrac-Traktoren entstehen in Küssnacht am Rigi grösstenteils mit Solarstrom vom eigenen Fabrikdach. Selbst elektrisches Schweissen ist mit Solarenergie möglich.
Die Familie Knüsel baut Traktoren. Vier Töchter schmeissen Geschäftsleitung, Marketing, Buchhaltung und Fabrik, und Vater Sepp erfindet neue Maschinen und verkauft sie zusammen mit Mutter Marlis und dem Knüsel-Rigitrac-Team. Die Firma in Küssnacht am Rigi wirkt unter den internationalen Landtechnikkonzernen wie das Asterix-Dorf im Römischen Reich.
Und wie bei Asterix ist auch bei Knüsels alles etwas anders. Was in der Grossserie aus Kunststoff ist, ist am Rigitrac aus Chromstahl. Und im Gegensatz zu Standardtraktoren haben die Rigitracs Allradlenkung und ein zentrales Drehgelenk im Chassis zwischen Motor und Kabine, um das sich Vorder- und Hinterachse verdrehen können. So kann der Traktor praktisch nicht mehr kippen. Doch Sepp Knüsel hat auch eine andere Leidenschaft: die Solarenergie und elektrische Traktoren für Bauern- und Kommunalbetriebe. Diese können nach seinen Berechnungen praktisch vollständig mit der Energie aus grossen Solaranlagen auf den Dächern von Scheunen oder Turnhallen fahren. Er demonstriert gleich selber, wie das funktionieren könnte. Auf seiner Fabrik hat er eine Photovoltaikanlage installiert, welche den ganzen Betrieb mit Energie versorgen kann. Rigitrac-Traktoren entstehen so grösstenteils mit Solarstrom vom Dach ihrer eigenen Werkhallen. Beim Bauern fährt dann der kleinere, elektrische «Hoftraktor», der Heuballen mit dem Frontlader herumwuchtet, komplett mit Strom vom Dach. Weil der kleine Traktor ohnehin oft auf dem Hof herumsteht, dient er gleichzeitig auch als Stützbatterie für alle andern elektrischen Anlagen, die von der Solaranlage betrieben werden können, seien es Melkmaschinen, Heubelüftungen oder Pumpen aller Art. Auf diese Weise können Landwirte auch ohne die kostenorientierte Einspeisevergütung grosse Solaranlagen profitabel betreiben. Denn über 50 Prozent des Energieverbrauchs auf einem Hof entfallen heute auf den Dieselverbrauch der Maschinen.
Sepp Knüsel, Traktorenbauer und Visionär«Als kleiner Hersteller muss man den Grossen immer mit einer guten Idee voraus sein.»
Und immer eine Idee in Reserve Der Prototyp des neuen elektrischen Traktors ist ein voll einsetzbarer Hof- und Kommunaltraktor. Allerdings werden im Serienfahrzeug die Batterien und auch viele andere Details modifiziert und leistungsfähiger ausfallen. Grosse Hoffnungen setzt Sepp Knüsel in die Feststoffbatterie, welche keinen flüssigen Elektrolyten mehr benötigt und damit kompakter, sicherer und vor allem leistungsfähiger wird. Damit kann der Traktor Anbaugeräte mit relativ hohem Energieverbrauch antreiben. Auch hier ist ein Wandel im Gang. Gegenwärtig werden Geräte wie Mäher oder Sämaschinen noch von Zapfwellen mechanisch angetrieben. Doch verschiedene Hersteller arbeiten an Geräten mit direktem elektrischem Antrieb. Somit müssen sie nicht mehr mit einer drehenden Welle, sondern nur noch mit einem Stecker mit dem Traktor verbunden werden. Und dann gibt es noch ein paar Ideen, über die Sepp Knüsel noch nicht sprechen will. «Das kommt dann noch», sagt er. «Als kleiner Hersteller muss man den Grossen immer mit einer guten Idee voraus sein.» Deshalb ist es besser, wenn er noch ein paar Ideen für sich behält. Miraculix verrät den Römern auch nicht das Rezept des Zaubertranks.
Sepp Knüsel verkauft mit seiner Firma seit 1976 Landmaschinen. Ab 1983 baute er einzelne Maschinen und seit 2003 auch komplett selbst entwickelte Traktoren. Sie können dank einem speziellen Mitteldrehgelenk an Steilhängen kaum mehr kippen. Solche Unfälle sind mit Traktoren häufig und sehr gefürchtet. Zehn Mitarbeiter, davon drei Entwicklungsingenieure, bauen jährlich etwa 30 Traktoren. Die Geschäftsleitung besteht aus den vier Töchtern Theres, Edith, Doris und Ruth mit den Eltern als Unterstützung.
Damit diese Website korrekt funktioniert und um Ihr Erlebnis zu verbessern, verwenden wir Cookies. Für weitere Informationen lesen Sie bitte unsere Cookie-Richtlinien.
Erforderliche Cookies ermöglichen grundlegende Funktionen. Die Website kann ohne diese Cookies nicht korrekt funktionieren und kann nur durch Änderung Ihrer Browsereinstellung deaktiviert werden.