Fernwärmebranche sucht ihre Digitalität
Das zentrale Thema des diesjährigen Fernwärmeforums in Bern sind «intelligente thermische Netze». Die heutige Veranstaltung lieferte Antworten, Lösungen und vielleicht auch neue Fragen.
Das zentrale Thema des diesjährigen Fernwärmeforums in Bern sind «intelligente thermische Netze». Die heutige Veranstaltung lieferte Antworten, Lösungen und vielleicht auch neue Fragen.
Mehr als 600 Teilnehmende am Fernwärme-Forum 2024 in Bern zeigen: Die Branche boomt. Und sie wird digitaler.
Dicht besiedelte Gebiete profitieren von einem Anschluss an ein thermisches Netz. Mit der integration erneuerbarer Wärmequellen und Abwärme aus Industrieprozessen sowie mit Wärmespeichern nehmen diese einen wichtigen Platz in der Energiestrategie 2050 der Schweiz ein. Mit Selbstbewusststein traf sich heute die Branche, um sich mit ihrer Digitalisierung zu befassen. Mehr als 630 Teilnehmende bedeuteten für den organisierenden Verband Thermische Netze Schweiz einen neuen Besucherrekord.
Mehr als 1300 unterschiedliche thermische Netze gebe es in der Schweiz, erinnert Matthias Galus, Leiter der Sektion Geoinformation und Digital Innovationen beim Bundesamt für Energie, in seinem Vortrag am Morgen. Und auch daran, dass zwar ein Datenmodell entwickelt worden sei, jedoch die konkreten Daten der Netzbetreiber fehlten. Digitalisierung sei für die Branche wichtig, etwa um Lastspitzen zu brechen oder den Ausbau eines Netzes besser planen und bedarfsgerecht entwickeln zu können. 2050, so die Prognose, werde der Anteil der thermischen Netze mehr als 14% bei der Deckung des Wärmebedarfs von 80 TWh jährlich betragen. Damit dies gelinge, brauche es mehr und vor allem offene Daten der Wärmenetze. Der Datenaustausch müsse jedoch noch stark verbessert werden.
Die Vorträge am Fernwärme-Forum 2024 befassten sich mit den wesentlichen Aspekten der Digitalisierung. Mit einem Blick nach Deutschland etwa, wo gerade eine Datenplattform entsteht oder nach Schweden, wo an digitalen Zwillingen, Lastprognosen und künstliche Intelligenz in thermischen Netzen gearbeitet wird.
Martin Dietler, Leiter Wärmeprojekte von Primeo Energie, zeigte anhand von Praxisbeispielen (uptown Basel und Wärmeverbund Birstal) auf, wie ein thermisches Netz intelligenter gemacht wird. Es lernt nicht nur aus der Vergangenheit und berücksichtigt nur bekannte, wiederkehrende Lastprofile, sondern blickt mit Wetterdaten und Informationen aus der Produktionsplanung, der Verbrauchsplanung und der Lastdaten von Transformatoren in die Zukunft.
Weitere intelligente Systeme seien die Sektorkopplung und das Erbringen von Systemdienstleistungen, der Datentransfer über eine Cloud direkt in die Software für die Verrechnung, die automatische Plausibilisierung der Zählerdaten – und das alles bei Daten- und Systemsicherheit nach dem IKT-Minimalstandard. «Ein intelligentes thermisches Netz wird mit Intelligenz dimensioniert, nutzt seine Freiheitsgrade, hat auf alle verfügbaren Daten Zugriff, bewirtschaftet seine Speicher intelligent und ist gut vor Hackerangriffen geschützt», fasste Dietler seine Ausführungen zusammen.
Eine Paneldiskussion unter der Leitung von Prof. Matthias Sulzer von der EMPA Dübendorf erbrachte zum Abschluss des Vormittags den Eindruck, dass auch die Fernwärmebranche nicht verschont davor ist, unter Fachkräftemangel zu leiden. Erst recht, wenn sie neue Fähigkeiten im IT-Bereich und Datenanalyse sowie in Datenschutz und Cybersecurity benötigt.
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