So locken Investoren den Elefanten aus dem Haus
Das noch junge Swiss Energy Forum fand dieses Jahr im upTown EventHub in Arlesheim statt. Leitthema: die graue Gebäudeenergie.
Das noch junge Swiss Energy Forum fand dieses Jahr im upTown EventHub in Arlesheim statt. Leitthema: die graue Gebäudeenergie.
Die dritte Ausgabe des Swiss Energy Forums beschäftigte sich heute Morgen im ersten Teil des Tages mit dem Klima- und Innovationsgesetz, der Kraft und Wärme von Daten sowie mit dem Beitrag von Batterien.
Hier im industriellen Grenzgebiet zwischen Münchenstein und Arlesheim wird viel gebaut und verändert, auf dem Areal von UpTown Basel erst recht, das sich als Kompetenzzentrum für Industrie 4.0 oder sogar 5.0 versteht, mit KI, Quantencomputing und vielfältigen Massnahmen zur Optimierung des Energiesystems auf dem Areal. Vielleicht gerade deswegen ein Ort voller Symbolkraft, denn auch das Schweizer Energiesystem wird derzeit umgebaut, seit der Zustimmung zum Stromgesetz mit dem Segen «von unten», mit zunehmender Kraft.
Im Gegensatz zu den Powertagen richtet sich das Swiss Energy Forum, ausgerichtet von einer auf die Energiebranche spezialisierten Anwaltskanzlei, hauptsächlich an die Investoren der Branche und will den Dialog mit ihnen und Lösungsanbietern anregen. Die dritte Ausgabe widmete sich dem «Elefanten im Raum», der grauen Energie.
«Cool it!» Moderator Christoph Mettler eröffnete den Morgen mit einem alarmistischen Kurzvideo und einem Faktencheck: Die Daten des Astronomischen Vereins Basel, ermittelt seit 1755, zeigten tatsächlich eine starke Erwärmung ab 1950. Und eine Zeitungsnotiz von 1912, die eine Klimakrise «in einigen Jahrhunderten» anspricht, sei schon jetzt wahr geworden. Dennoch: «Wir müssen ideologiefrei nach wirtschaftlich sinnvollen Lösungen suchen», sagte Christoph Mettler vor fast vollen Sitzreihen im EventHub. Er konnte seinen Stolz nicht verhehlen, das neue Label Klima Basel 2037 als erste Organisation erhalten zu haben. Und UpTown-Verwaltungsratspräsident Thomas Staehelin nicht, dass das Areal lange vor dem Kanton, bereits 2028, CO2-neutral sein will. «Wir wollen unseren Beitrag leisten, dass wir uns nicht selbst deindustrialisieren», und: «Wir wollen unseren Enkeln eine intakte Welt übergeben.»
Markus Wüest vom Bundesamt für Umwelt, der sich stark mit dem voraussichtlich am 1. Januar 2025 in Kraft tretenden Klima- und Innovationsgesetz beschäftigt, hob dessen Vorteile für Unternehmen und Investoren hervor, die sich frühzeitig mit CO2-Neutralität befassen und entsprechende Fahrpläne aufstellen. Liegen diese vor, könnten nämlich aus dem Innovationsfonds Förderbeiträge fliessen.
Das Kernreferat des Morgens betraf die Zukunft, die bereits begonnen hat, mit Quantum Computing und KI sowie anderen Technologien, die weltweit immer mehr Strom verschlingen. Professor Adrian Altenburger von der Hochschule Luzern führte in das Thema ein: Nach einer Studie der HSLU könnte allein im Rechenzentrumsbestand die Effizienz um bis zu 46 Prozent gesteigert werden, mehrheitlich durch die Nutzung heute noch oft verschwendeter Abwärme – die Server und seine Komponenten werden nämlich ziemlich heiss. Wärme von rund 40 bis 50°C könnte abgeführt und in einem Niedertemperatur-Wärme- oder Kältenetz genutzt werden.
Das Unternehmen K51 hat dazu eine Serverheizung entwickelt, die derzeit vor allem von Gewächshäusern und Hotels nachgefragt wird. Ab 2026 soll nach Angaben von Geschäftsführer und Mitgründer Benoit Strölin eine Leistung von 100 MW installiert sein. Es handelt sich dabei um ein Energy Contracting mittels vor Ort installierten Mini-«Rechenzentren», die in einem Ölbad liegen und an die Flüssigkeit Wärme abgeben. Das Prinzip: Hochleistungsrechner müssen nicht im Rechenzentrum, sondern können dezentral direkt beim Kunden installiert werden – und sollten auch, wenn die damit verbundenen Systeme rasch reagieren müssen. In der Fachsprache nennet sich das «Edge Computing».
Daten sind generell ein wichtiger Schlüssel zum Knacken des Nachhaltigkeitscodes. Michele Savino von Swisscom erläuterte die Hintergründe und die Instrumente, die der Konzern gerade entwickelt. Heute sei jedoch noch viel manuelle Arbeit gefragt. Sein Fazit für die Zukunft: «Wir müssen beyond Excel gehen und Kennzahlen nicht aufgrund von unseren Ausgaben, sondern aufgrund der Aktivitäten messen.»
Der letzte Teil vor dem Lunch gehörte dem Thema Batterien. Dem Energieversorger Primeo, der mit der Equalio-Plattform Systemdienstleistungen aus einem virtuellen Pool bereitstellt, in dem auch grosse Batteriespeicher wie jener eine wichtige Rolle spielen, der gerade in Kappel auf Basis der Lithium-Eisenphosphattechnologie erstellt wird. Seine Leistung: 20 MW. Mit Hilfe von KI lassen sich solche Speicher auch zur Glättung von Verbrauchsspitzen einsetzen und zum Geldverdienen, zum Ausnutzen der Marktmechanismen im Energiemarkt. Das letzte Wort des Vormittags gehörte dann dem Start-up Upvolt, das ausgediente Batterien einem neuen Verwendungszweck zuführt.
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