Die Kunst des Einfachen im Komplexen
Die Wucht des Neins zur Biodiversitätsinitiative mag überraschen, doch als Sieger sollte sich niemand sehen.
@James Wainscoat / unsplash
Nach dem Abstimmungswochenende wird wieder mal diskutiert, ob man dem Volk nicht zuviel zumutet. Der Schwarm lässt sich aber nicht mit Maximalforderungen steuern.
Die Schuldzuweisungen kommen immer sofort. Die Linken waren es, die Grünen, die Bürgerlichen oder das Volk, das die Vorlage nicht verstanden hat. Bauernverbandspräsident Markus Ritter findet, man solle doch die Bauern in Ruhe lassen, die Städter hätten viel mehr Nachholbedarf in Sachen Biodiversität. Guter Punkt. Aber die verstehen unter Diversität halt oft nur Diversity.
Hat das Volk die Vorlagen nicht verstanden? Gegner der direkten Demokratie monieren häufig, es sei überfordert mit den Fragen der Zeit. Die BVG- und Biodiversitätsvorlage des letzten Abstimmungssonntags krankten eher an den Initianten selbst. Die Vorlagen waren stark überladen und enthielten weitreichende Forderungen.
Intelligenz des Volks verstehen
Schwarmintelligenz lässt sich kaum mit der Unsitte der Maximalforderungen in der Politik beeinflussen und mit Initiativen, die kühne Entwürfe der Zukunft enthalten. Es braucht kleine smarte Schritte und ganz viel Zusammenarbeit.
Kollektive Intelligenz geht nicht von einer bestimmten Partei oder Gruppe mit Einzelinteressen aus, sondern von einer engen Verbindung der Schwarmindividuen, die sich untereinander beeinflussen. Der Schwarm bewegt sich, wenn man im Kleinen von den Vorteilen eines Richtungswechsels überzeugt ist.
Einfach und überzeugend
Auch Politikerinnen und Politiker sowie Interessengruppen sind Teil des Schwarms, auch wenn sie das meist nicht wahrhaben wollen. Trauen wir ihnen deshalb doch zu, in Zukunft grosse Probleme in viele kleine smarte Schritte zu unterteilen. Jeder für sich ist einfach und komplex zugleich. Verwirrend? So ist das Leben.
Alles wird gut. Mit der laufenden Digitalisierung der Demokratie wird es für den Schwarm bald leichter, sich in die gewünschte Richtung zu bewegen. Schliesslich heisst es «Volksinitiative», nicht «Interessengruppeninitiative».
