Heftiger Wind aus Ost
Was die Kanzlerkandidatin im Windkraftland Deutschland am Parteitag von sich gegeben hat, sollte den Schweizer Stimmbürgerinnen und -bürgern zu denken geben.
Was die Kanzlerkandidatin im Windkraftland Deutschland am Parteitag von sich gegeben hat, sollte den Schweizer Stimmbürgerinnen und -bürgern zu denken geben.
Energiesysteme sind komplex, nicht leicht zu verstehen, da hier verschiedenste Produktionsarten und viele Akteure mitwirken. Zudem bilden bei der Energie das Produkt, der Versorger und der Markt eine Einheit, die einem demokratischen, föderalen System gleicht, der Kontrolle durch zentralistische Politik entzogen.
Das Energiesystem gehört uns allen. Die Menschen in der Schweiz haben Ja zu einer CO₂-freien Schweiz im Jahr 2050 gesagt, ein Ziel, das ohne politische Störmanöver technisch erreichbar ist – darüber sind sich alle Experten einig. Ob jetzt die Atomkraftwerke dafür etwas länger laufen müssen oder nicht, ist unerheblich, wenn keine neuen gebaut werden. Dazu besteht aber kein Anlass, kein Grund und schon gar kein Wille in der Schweiz. Das ist in den letzten Monaten deutlich geworden.
Windkraft spielt in Deutschland bereits heute eine sehr wichtige Rolle, diese niederreissen zu wollen ist so unglaublich destruktiv, dass hier eine Geisteshaltung zu spüren ist: Populismus über die Schmerzgrenze hinaus, um die Massen zu mobilisieren. Dass dies klappt, hat auch schon mal ein angeblicher «Kommunist» aus Österreich bewiesen. Ich sähe es ungern, dass eine in der Schweiz lebende Politikerin in Deutschland das Energiesystem zurück in die Steinzeit katapultiert.
Vor allem aber: In der Schweiz scheint der Innovationsgeist am wachsenden erneuerbaren Energiesystem zu genesen, viele interessante und zukunftsweisende Projekte sind entstanden, wie etwa der kürzlich erneut verliehene Preis «Watt d'Or» des Bundesamts für Energie immer wieder zeigt. Auch zählt die Schweiz in der Batterieforschung zu den führenden Ländern und beherbergt Start-ups, die mit smarten Innovationen Energiegeschichte schreiben werden.
Wir bauen auf, wir entwickeln, wir finden uns von Pol zu Pol zusammen, um weltweit ein Vorbild in Sachen Energiezukunft abzugeben, das sollte der Konsens hier in der Schweiz sein. Sinnloses, inkompetentes Gebrüll auf Parteitagen entspricht uns nicht.
Ausserdem ist das Energiesystem zu wichtig, um es den Interessen macht- statt lösungshungriger Parteien zu überlassen. Sie werden es nämlich zerstören und schaden ihrem Land und seinen Menschen, ganz gleich, wo auf dem Globus.
Bruno Habegger ist Leiter von energie inside. Er beobachtet die Branchen Energie und IT seit Jahren.