Der Stoff der unendlichen Möglichkeiten
Bakelit war der erste industriell herstellbare Kunststoff und brachte Strom und Gebrauchsgegenstände in jeden Haushalt.
Bakelit war der erste industriell herstellbare Kunststoff und brachte Strom und Gebrauchsgegenstände in jeden Haushalt.
Telefone, Koffer, Schreibmaschinen: Fast alles, was den Menschen bis etwa 1970 in die Hände kam, war aus Bakelit.
Die liegende Acht, das Zeichen für «unendlich», ist das Logo von Bakelit, dem Material der unendlichen Möglichkeiten, wie es sein Erfinder, der Belgier Leo Hendrik Baekeland, ab 1906 anpries. Diese unendlichen Möglichkeiten zeigt Jörg Joseph Zimmermann in seinem Bakelit-Museum in Arlesheim (BL).
Der erste industrielle Kunststoff bestand aus Phenol und Formaldehyd, Nebenprodukten der Steinkohle- und Holzkohleverarbeitung, sowie Zuschlagstoffen wie Steinmehl, Textilfasern oder Sägespänen. Nach dem Auslaufen des Patents im Jahr 1927 begann weltweit ein Bakelit-Boom, dessen sentimentale Reste eine riesige Halle füllen. Da gibt es Steckdosen im Art-déco-Stil, Staubsauger, Schreibmaschinen, Radiogeräte und natürlich die legendären schweren, schwarz glänzenden Telefone in allen Varianten. Wo Strom war, war auch Bakelit. Der billig herzustellende, elektrisch isolierende Kunststoff machte die Produktion von elektrischen Geräten einfacher und viel billiger.
Die Geräte aus Bakelit erzählen Geschichten, aber auch Geschichte. In beiden Weltkriegen war Bakelit oft Ersatz für teurere Metalle, etwa bei Zeltheringen, und es half der Propaganda. Ein billiges Radiogerät aus Bakelit, der «Volksempfänger VE301», im Volksmund «Goebbels-Schnauze» genannt, brachte Hitlers Ideologie in jedes Haus. Über Stalingrad liessen die Nazis säckeweise Orden aus Flugzeugen abwerfen. Jeder konnte sich bedienen, mit Eisernen Kreuzen – aus Bakelit. Das Museum in Arlesheim zeigt so nicht nur die unendlichen Möglichkeiten des Werkstoffs Bakelit, sondern auch die unendlichen Geschichten, die der Werkstoff erzählt. bakelit.ch
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